Abschrift aus der Osterhofener Zeitung von 1964
Im Jahre 1830 begann die Besiedlung von Neutiefenweg.
Aus einer Wildnis wurde fruchtbares Wiesen- und Ackerland.
Zwischen Niederpöring und Plattling in der Isarniederung, liegt die Gemeinde Neutiefenweg. Sie ist im Landkreis Vilshofen die jüngste politische Gemeinde. Ihr Ursprung geht erst auf das Jahr 1830 zurück. Damals begannen unter schwierigsten Umständen die ersten Siedler mit der Urbarmachung und Kultivierung des bis dahin einer Wildnis gleichenden Landstriches. Heute zählt die 248 Hektar große Gemeinde Neutiefenweg rund 200 Einwohner, die sich fast ausschließlich von der Landwirschaft ernähren.
Das zwischen der von Oberpöring über Niederpöring nach Aholming verlaufenden Hochstraße und der Isar gelegenen Gebiet hieß ursprünglich "Tiefenweg" und gehörte zur Gemeinde Niederpöring. Als mit dem Ende der Niederpöringer Schloßherrschaft ein großer Teil an Grund und Boden den ehemaligen Schloßbediensteten zugesprochen wurde, begann die Kolonisation des näher der Isar gelegenen Geländes, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Die Behörden argumentierten damit, daß das zur Besiedlung vorgesehene Gebiet den Familien keine Ernährungs- und Existenzgrundlage biete.
Der Austragsbauer "Eduard Falter" (73 Jahre) weiß aus der Überlieferung von der Enstehungsgeschichte "Neutiefenwegs" zu berichten, daß um das Jahr 1830 herum sein Großvater "Matthias Falter", der mit einer der ersten Siedler war, eines Tages einen Fußmarsch zur Regierung in Landshut unternahm, um den "hohen Herrn" den Beweiß für eine mögliche Besiedelung des umstrittenen Gebietes zu erbringen. Kurze Zeit später kam eine "Regierungskommission" mit einer Reisekutsche nach Tiefenweg, um das Land zu besichtigen. Die Vertreter der Regierung gaben schließlich ihre Zustimmung zur Besiedlung dieses Gebietes. Von diesem Zeitpunkt an erhielt das neue Siedlungsgebiet die Bezeichnung "Neutiefenweg" und wurde zugleich zur politischen Gemeinde erhoben. Die bereits vorher bestandene Siedlung erhielt den Namen "Alttiefenweg", das auch weiterhin zur Gemeinde Niederpöring gehört.
Mit sieben Tagwerk Grund legte damals der Siedler "Matthias Falter" den Grundstock für den heutigen "Falter Hof" der inzwischen von den Nachfahren "Johann und Eduard Falter" durch Grundstückskäufe und Rodungen auf rund 80 Tagwerk aufgestockt wurde. Der Familenname F a l t e r ist der älteste Name unter den Bewohnern von Neutiefenweg. Wenn auch der Boden im ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Isar, die heute in einer Entfernung von etwa 400m an der westlichen Gemeindegrenze vorbeifließt, hauptsächlich aus Sand und Kies besteht, so haben die Landwirte und Bauern von Neutiefenweg durch großen Fleiß und umfangreiche Verbesserungsmaßnahmen doch ein gutes Acker- und Wiesenland geschaffen.
Es wird alles angebaut, angefangen von Hackfrüchten und Gemüse bis zum Getreide. Die Bewirtschaftung der einzelnen Flurstücke richtet sich ausschließlich nach den Bodenverhältnissen. In den letzten Jahren entstanden auch zahlreiche neue Siedlungshäuser, deren Bewohner sich jedoch ihr Brot auswärts verdienen. Es gibt zudem eine Reihe von Kleinlandwirten die auf einen Nebenerwerb angewiesen sind.
Vor mehr als zwei Jahrzehnten waren die Neutiefenweger wiederholt von Überschwemmungen heimgesucht worden. Bei einem Hochwasser im Jahre 1940 riß der alte Isardamm. In den Jahren 1951 bis 1953 wurde dann ein neuer, wesentlich stärkerer Damm gebaut. Dennoch gab es 1954 und 1955 größere Überschwemmungen, die jedoch durch Isar-Druckwasser verursacht wurden. Seither blieben die Neutiefenweger von Hochwasser verschont. Obwohl der Grundwasserspiegel in den letztzen Jahren weiter abgesunken ist, gibt es in Neutiefenweg keine Schwierigkeiten in der Trinkwasserversorgung. Neutiefenweg liegt an der Nahtstelle von drei Landkreisen. Unmittelbar am rechten Isarufer treffen die Grenzen der Landkreise Landau, Deggendorf und Vilshofen aufeinander. Außerdem grenzt die Gemeindeflur Otzing unmittelbar an den Falter-Hof an.
An die Entstehungsgeschichte Neutiefenwegs erinnert die "Siedler Kapelle" als Denkmal gläubigen Volkssinnes. Der Ursprung geht auf über 130 Jahre zurück. Der erste Besitzer des "Falter-Hofes" fand eines Tages bei Rodungsarbeiten im nahen Wald ein Kreuz, das auf dem Boden lag. Niemand wußte wie es dort hingekommen war. Er nahm es mit und befestigte es an einem Holzpfahl. Im Laufe der Jahre mußte das Kreuz wiederholt seinen Standort wechseln bis es dann durch Johann F a l t e r unter einem Kastanienbaum einen sicheren Platz erhielt. Allerdings war das Kreuz ganz der Witterung ausgesetzt. So entschloß sich dann der heutige Austragsbauer Eduard Falter, zum Schutz des Kreuzes unter dem Kastanienbaum eine Kapelle zu errichten. Eduard Falter ging dabei allein zu Werke. am 12. Oktober 1961 wurde die Kapelle eingeweiht. Er schuf damit ein bleibendes heimatgeschichtliches Denkmal, das von der Familie "Xaver Falter" weiterhin gepflegt und in Ehren gehalten wird.
Die Einweihung der Kapelle fand an seinem 70. Geburtstag statt.